„Großwildjagd im Großstadt-Dschungel“
Man sieht sich ja bekanntlich immer zwei Mal im Leben. Das gilt offenbar auch für außerirdisches. Die erste Begegnung der Predator-Rasse mit der Spezies Mensch lief ja eigentlich ganz erfolgreich. Massenhaft Tod, Panik und vor allem ordentlich Trophäen. Dumm nur, dass der erste Abgesandte ausgerechent auf Arnold Schwarzenegger treffen musste („Predator“, 1987), gegen den halt auch der ausgefuchsteste und brutalste Alien-Krieger steinalt aussieht. Seis drum, neues Spiel, neues Glück. Und um den Spaß an der Jagd zu erhöhen, verlegen wir die blutige Hatz diesmal auf das Terrain des Gegners. Also raus aus dem dampfenden Dschungel, rein in die stampfende Megacity. Da ist nicht nur die potentielle Beutezahl exorbitant höher, sondern auch die Schockwirkung um ein vielfaches drastischer, schließlich entpuppt sich die vertraute Umgebung sukzessive als Hölleninferno.
„Predator 2″ versucht also gar nicht erst die Stärken des Originals (unbesiegbarer Muskelheld, feindliche Dschungelumgebung, „Zehn kleine Negerlein“-Strategie) zu kopieren, was eine clevere Entscheidung ist. Lethal Weapon-Buddy „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“ Danny Glover übernimmt zwar Arnolds Part des Predator-Hunters Nummer 1, geht dabei aber deutlich weniger physisch zu Werke und ragt auch nicht so monolithisch aus der Gegnerschar heraus. Überhaupt gerät der hart gesottener L.A.-Cop Mike Harrigan mehr zufällig zwischen die Fronten zwischen FBI, hohl drehenden Gangsterbanden und einer ominösen Spezialeinheit. Der Polizeichef macht ihm unmissverständlich klar, dass die jüngst zunehmenden brutalen Ritualmorde ausschließlich ein Fall für eine geheime Regierungstruppe um den zwielichtigen Agent Keyes (Action-Schmierlappen Gary Busey mal wieder voll in seinem Element) sind.
Natürlich wissen wir längst, dass hier weder ein irrer Serienkiller sein Unwesen treibt, noch ein Drogenbaron-Hahnenkampf aus dem Ruder läuft. Das Rastafari-Killer-Alien bläst wieder zur Großwildjagd und scheint erneut unaufhaltbar. Sein Tarnmodus ist dabei natürlich mehr als die halbe Miete, aber er greift auch gern und ausgiebig in die psychologische Trickkiste. Im Verbund mit enormer körperlicher Stärke, extraterristischen Wummen und gnadenloser Brutalität ist das schon ein knackiges Gesamtpaket.
Harrigan ahnt selbstredend nichts von diesen speziellen Fähigkeiten, geschweige denn ist ihm das Ausmaß des Ganzen bewusst. Als Cop fühlt er sich schlicht herausgefordert und ermittelt auf eigene Faust. So gerät er unweigerlich ins Visier des Predators, was vor allem für sein Team ganz und gar unerfreuliche Ergebnisse zeitigt. Am Ende ist er dann doch allein und muss ausgerechnet mit dem arroganten Keyes kooperieren …
Auch wenn „Predator 2″ seinerzeit nicht der erhoffte Superhit war und wenig überraschend die Kritiker nicht gerade in Ekstase versetzte, muss man dem Team um die Action-Profis Joel Silver (Produktion) und Stephen Hopkins (Regie) einen tollen Job attestieren. Man vergisst dabei auch gern, dass das heutige Kultoriginal mit Arnold Schwarzenegger auch nicht mehr eingespielt hatte (allerdings bei deutlich geringerem Budget).
Das Sequel jedenfalls ist eine Action-Granate, wie sie nur die späten 80er hervorbringen konnten. Hier ist noch hochversierte Handarbeit zu bestaunen, bei denen echte Stuntmen, echte Explosionen und echte Zerstörungsorgien das Fanherz höher schlagen lassen, ganz zu schweigen von der hohen Frequenz der Auf die Zwölf-Szenen. CGI kommt lediglich bei den Tarn- und Raumschiff-Sequenzen zum Einsatz und sorgt trotz des irrealen Plots für ein sehr bodenständiges Vergnügen. Zudem herrscht duchgängig ein Härtegrad vor, den sich heutzutage keine Großproduktion mehr trauen würde.
Hopkins erreicht zwar nie die hitzige, atmosphärische Dichte des McTiernan-Originals, setzt aber auch bewusst andere Akzente. Obwohl der Grundplot kaum variiert wird (Predator hetzt und dezimiert hoffnungslos überforderte Menschen), sorgt die massive Ausdehnung von Setting und Personal für mehr Optionen bei Schauplätzen und Action. Danny Glover funktioniert dabei bestens und ist im Großstadtschungel nicht nur wegen seiner Lethal Weapon-Historie deutlich überzeugender als in der grünen Wildnis, die wiederum viel besser zu Schwarzeneggers archaischer Persona passte. Die Verortung in nicht allzuferner Zukunft (der 1990er Film spielt 7 Jahre später) macht bei dem Science-Fiction-Überbau absolut Sinn, zumal man hier auch auf menschlicher Seite in punkto Waffen und Technik die Phantasie spielen lassen kann, was wiederum den Actionfun-Faktor hoch schraubt.
Für den geneigten Kenner machen zudem die vielen bekannten Gesichter Spaß über Robert Davi („City Hai“), Gary Busey („Lethal Weapon“), Maria Conchita Alonso („Running Man“) und Bill Paxton („Aliens“) wird so ziemlich alles aufgeboten, was man so an Actionfreunden aus der zweiten bzw. Supporting-Reihe kennen und lieben gelernt hat. Für ein wohliges Gefühl sorgt schließlich auch Alan Silvestri („Back to the Future“), der seinen Score aus „Predator“ immer wieder aufgreift und ansonsten ordentlich auf die Wummer-Tube drückt.
Angesichts des lauen und schlecht gealterten Reboot-Versuchs von 2010 („Predators“) – in dem ausgerechnet ein ziemlich uncooler Adrian Brody den Jäger-Jäger gab – und des trashigen Crossover-Doubles „Alien vs. Predator“, erstrahlt „Predator 2″ im gleißenden Licht eines beinharten Unterhaltungsbretts. Hier wird brutal, unschön und absolut gnadenlos gestorben und das in erklecklicher Zahl. Der außerirdische Trophäensammler ist ein mehr als würdiger Gegner für seinen ebenfalls erfrischend unzimperlichen Widersacher. Fans des Originals – sofern sie nicht fundamentalistische Arnold-Jünger sind – kommen auch hier voll auf ihre Kosten und können den Streifen bedenkenlos in ihren Feierkanon aufnehmen.