Predator: Upgrade (2018)

„Hardboiled-Screwball vs 80s-Splatter“

Eigentlich sei er kein Räuber, sondern ein Jäger, aber „Predator“ klingt halt irgendwie cooler wie „Hunter“. So die lapidare Erklärung für die Namensfindung des Titelhelden. Damit ist eigentlich schon alles über den neusten Streich aus dem Predator-Universum („Predator: Upgrade“) gesagt, im Vordergrund stehen hier nicht etwa Handlung, Figuren oder Dramaturgie, hier geht es zuvorderst um eine coole Actionsause bei der man es so richtig krachen lassen kann. Und Regisseur Shane Black ist dafür genau die richtige Wahl.

Schon in seiner Zeit als Drehbuchschreiber hat er die Thriller-Skripts der heutigen Genre-Klassiker „Lethal Weapon“ und „Last Boy Scout“ mit flapsigen Sprüchen geradezu durchtränkt und eine ganz eigene Art von Hardboiled-Screwball-Stil entwickelt, bei dem derbe Frotzeleien und knackige Oneliner die oft finsteren Plots gehörig auflockerten. In seinen Regiearbeiten „Kiss, Kiss, Bang, Bang“ und „The Nice Guys“ trieb er dieses Konzept dann auf die Spitze, so dass es am Ende kaum noch interessierte, worum es wirklich ging. Bei fehlender Neigung kann man das natürlich als selbstreferentielle Geschwätzigkeit abtun, lässt dann aber eben auch einen der ganz wenigen wirklich spannenden Wortakrobaten Hollywoods links liegen und hat eigentlich nur noch Quentin Tarantino als finale Chance.

Wer also endlich einen würdigen Nachfolger für den inzwischen kultisch verehrten Original-Reißer mit Arnold Schwarzenegger („Predator“, 1987) erwartet und dies mit einem puristisch-grimmigen Actionfeuerwerk verbindet, der sei hiermit gewarnt. Zwar suppt und kracht es in Blacks 80s-Nostalgiebrett ebenfalls ganz gewaltig, aber mindestens im Mittelteil übernimmt ein nicht durchgängig treffsicheres Humor-Sperrfeuer das Kommando, bei dem Black sich verbal so richtig austobt. Hier holt er wohl alles nach, was ihm seinerzeit beim Original verwehrt geblieben war. Dort hatte man ihn zunächst für den Feinschliff des Skrits engagiert, war dann aber doch ganz zufrieden und bot ihm zum Ausgleich eine Rolle in Arnolds Södnertrupp an. Ein offenbar prägendes Erlebnis, denn Parallelen zum Ur-“Predator“ sind durchaus erkennbar:

Wieder geht es um einen Trupp gewaltaffiner Haudegen, die sich mit dem außerirdischen Jäger anlegen. Allerdings rekrutieren sich die harten Burschen nicht aus einer hoch professionellen Spezialeinheit, sondern gehören gewissermaßen zur militärischen Ausschussware. Einzig normal tickendes Mitgleid ist der Scharfschütze Quinn McKenna (Boyd Holbrock), dessen zufällige Begegnung mit der Predator-Rasse keinesfalls publik werden soll. Der Rest besteht aus durchgeknallten Freaks, die für den Alltagsdienst längst nicht mehr taugen. Als tödliche Gefahr für sich und andere scheinen diese „Expendables“ natürlich wie geschaffen für das Himmelfahrtskommando der anstehenden Alien-Monsterhatz.

Parallel dazu will Black aber auch das Predator-Universum erweitern, was weniger rund läuft. War der Feind im Schwarzenegger-Orignal noch eine lange Zeit unsichtbare Bedrohung, über den man praktisch nichts wusste, taucht er in „Upgrade“ von Beginn an prominent auf und bekommt auch noch Zuwachs in Form zweier Predator-Hunde und eines Hybrid-Riesen. Für Spannung oder gar Faszination sorgt das kaum, vor allem die beiden Alien-Köter nerven recht schnell und nähren die Hoffung auf eine möglichst fluxe Entsorgung.
Ein Problem ist auch der nicht kohärente Ton. Nach knackig düsterem Auftakt schaltet Black reichlich aprupt in einen deutlich leichgewichtigeren Sprücheklopfer-Modus, um dann im Schlussdrittel wieder verstärkt auf grimmige Splatter-Einlagen zu setzten. Die schrägen Glücksritter werden dabei reihnweise kurz und schmerzlos ausradiert, so dass ihre zuvor so launig wie breit angelegte Einführung dramaturgisch regelrecht abgewürgt wird.

Andererseits macht Black auch vieles richtig. Er versucht gar nicht erst eine weitere Actionikone vom Kaliber Schwarzeneggers ins Rennen zu werfen. Zumal aktuell ohnehin kein Äquivalent zu finden gewesen wäre. Sein Versprechen den Ruf des Franchise nicht durch ein familienfreundliches Abenteuerfilmchen zu ruinieren (wie unlängst geschehen bei den Reboots von „Total Recall“ und „Robocop“) hat er zu 100% eingehalten. Gefangene werden keine gemacht und besonders ästhetisch oder aseptisch stirbt hier niemand. Zwar übertreibt er es ein ums andere Mal mit seinen Sprüchekaskaden, dafür bleibt er dabei immer schön rotzig und derb.
Ob die Fans diesen sicherlich immer wieder spürbar unrunden Service lieben werden, bleibt abzuwarten. Zumal die zeitweise Fusion mit der Alien-Saga („Alien vs Predator“) trotz trashigen Einschlags gezeigt hat, wer der eigentliche Killer-Hai im außerirdischen Monsterbecken ist. Den wahren Predatorista ficht das natürlich nicht an. Und schließlich ist „Upgrade“ hier keine bloße Worthülse. Die vielen nerdigen Verweise auf die ersten beiden Predator-Filme sowie die jederzeit durscheinende Verbeugung vor dem 80er-Actionkino machen jedenfalls noch genug Spaß um einem weiteren Sequel gegenüber nicht abgeneigt zu sein. Gerne auch wieder von Shane Black.

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(Rating: 6,5 / 10)

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